Die Finanzabteilungen der Zentralbanken, internationalen Banken und Grossunternehmen wenden sich an den Geldmarkt, um ihre erforderlichen kurzfristigen Geldmittel und Verbindlichkeiten zu finanzieren. Dies wird unter dem Begriff "Liquiditätsmanagement" zusammengefasst. Es handelt sich um einen komplexen Markt, der fast nur von Institutionellen verwendet wird. Private Investoren haben zu diesem Markt meistens nur über Geldmarktfonds Zugang.
Für Banken und Grossunternehmen ist das Ziel des Liquiditätsmanagements, eine gute Rendite auf kurzfristig verfügbaren Mitteln zu erzielen. Sie erreichen dies, indem sie sich das Geld gegenseitig zur Verfügung stellen und Geldmarktanlagen oder Depots tätigen bzw. Darlehen am sogenannten Interbankenmarkt aufnehmen.
Der Interbankenmarkt ermöglicht es den Geschäftsbanken, ihr Liquiditätsmanagement effizient durchzuführen. Auch die Zentralbanken wenden sich für die Verwaltung ihrer Reserven an den Geldmarkt und beeinflussen damit die auf dem Geldmarkt geltenden Zinsen und zwar über das Marktsegment der Treasury Bills, auf das sie einen direkten Einfluss ausüben.
Offenmarkt-Geschäfte
Geschäftsbanken müssen einen ausreichenden Anteil an eigenen Mitteln in relativ risikolose Instrumente anlegen, um genügend Reserven und eine angemessene Kapitaldeckung zu gewährleisten. In der Vergangenheit änderten die Zentralbanken die Höhe der erforderlichen Mindestreserven, um den Liquiditätsgrad sowie den Preis kurzfristiger Mittel zu beeinflussen. Diese Art des legislativen Eingriffs wurde hauptsächlich durch Offenmarktgeschäfte ersetzt, bei dem die Höhe der den Geschäftsbanken zur Verfügung stehenden Liquidität durch den Kauf und Verkauf von kurzfristigen Instrumenten beeinflusst wird.
Wenn eine Zentralbank T-Bills kauft, wird die Rendite dieser T-Bills aufgrund der gestiegenen Nachfrage fallen (es besteht eine inverse Beziehung zwischen Preis und Rendite). Durch den sinkenden Zinssatz der T-Bills werden andere Investitionsinstrumente attraktiver, womit sich ein Wechsel in diese Instrumente rechtfertigt und die Zinsen am Geldmarkt fallen.
Der Kauf von T-Bills durch die Zentralbank erhöht die Betriebsreserven der Geschäftsbanken. Diese höhere Liquidität bewirkt einen Anstieg der umlaufenden Geldmenge und dadurch eine Senkung des Interbanksatzes. Dies führt seinerseits zu einer Zunahme der gewährten Darlehen und mehr Investitionen in Wertpapieren. Der Grund dafür liegt in der erhöhten Verfügbarkeit der Geldmittel und den gesunkenen Kosten.
Dieser Angebotseffekt löst generell niedrigere Zinsen für Wertpapiere aus, die ursprünglich von einer erhöhten Nachfrage der Zentralbank nach kurzfristigen Anlagen verursacht wurden.
Durch den Verkauf von T-Bills löst die Zentralbank eine entgegengesetzte Preisentwicklung aus. Durch die höheren Renditen der T-Bills verlieren andere Investitionen an Attraktivität, die Anleger ersetzen ihre anderen Investitionen durch den Kauf von den T-Bills. Diese Kettenreaktion führt zu einem generellen Anstieg der Geldmarktzinsen, der die Vergabe von Darlehen reduziert und die Zinsen auf dem Geldmarkt weiter in die Höhe treibt.
Dieser Umtauschmechanismus, der durch die Offenmarktgeschäfte der Zentralbank stimuliert wurde, greift dann auf den Kapitalmarkt über. Dies führt dazu, dass Gläubiger und Schuldner die relative Attraktivität langfristiger Instrumente neu beurteilen.
Es handelt sich hier um einen fundamentalen Mechanismus eines lokalen Geldmarktes, der die inländischen Zinssätze steuert und somit die Darlehensaufnahme- und Anlageentscheide beeinflusst.