Investoren können die Renditekurve als Indikator verwenden. Einmal als Risiko-/Ertragsprofil der verschiedenen Arten von Fremdkapital im Vergleich zur risikolosen, von Regierungen angebotenen Rendite, und ausserdem als Indikator für die Richtung, in der sich die Zinssätze entwickeln werden. Renditedifferenzen Wie bereits erwähnt, werden Unternehmensobligationen mit einer Renditedifferenz gegenüber Staatspapieren gehandelt und hochverzinsliche Obligationen mit einer Renditedifferenz gegenüber Unternehmensobligationen.
Die Grösse der Renditedifferenz verweist auf die relative Situation der verschiedenen Märkte. Wenn sie sich zwischen den einzelnen Sektoren vergrössert, d. h. die Differenz zwischen den Renditen, die von verschiedenen Sektoren angeboten wird, sich vergrössert, müssen Unternehmensobligationen und hochverzinsliche Obligationen eine höhere Rendite bieten, um für Investoren interessant zu sein. Das hat zwei Konsequenzen: Erstens, die Preise der Unternehmensobligationen und hochverzinslichen Obligationen fallen (das ist für die Obligationeninhaber schlecht) und zweitens, der Anstieg der Renditen und der Rückgang der Preise verweisen auf die Marktansicht eines erhöhten Risikos, das mit den von diesen Sektoren emittierten Obligationen verbunden ist. Zinssätze Die Renditekurven können ausserdem als Indikator für die wahrscheinliche Entwicklung der Zinssätze und des Gefühls hinsichtlich der Wirtschaft im Allgemeinen verwendet werden. Wenn sich Zinssätze ändern, oder sich die Erwartungen zukünftiger Zinssätze ändern, wechseln institutionelle Investoren und Anlagefonds normalerweise zwischen Laufzeiten, um Kapitalgewinne zu realisieren (oder mindestens Kapitalverluste zu vermeiden). Solche Neupositionierungen ändern die Form der Renditekurve aufgrund der inversen Beziehung zwischen Preis und Rendite (da bei einem Anstieg des Preises für eine Obligation die Rendite fällt, und umgekehrt). Eine normale Renditekurve wird steiler, wenn ein Anstieg der Zinssätze erwartet wird. Investoren werden sich für kürzere Laufzeiten entscheiden, und nicht Wertpapiere mit einer längeren Laufzeit kaufen, die bald unattraktive Zinssätze aufweisen werden. Andererseits werden Emittenten versuchen, Wertpapiere mit einer längeren Laufzeit zu verkaufen, um vor der Erhöhung der Zinssätze Geld zu leihen. Dies führt zu erhöhten Sätzen am langen Ende der Renditekurve, bevor der erwartete Anstieg der Zinssätze auftritt, und damit zu einer steileren Renditekurve.
Wenn dagegen die Zinssätze momentan hoch sind, da z. B. die Kreditvergabe eingeschränkt oder eine neue Devisenkurspolitik implementiert wird, wartet der Markt auf Zeichen, dass die Regierungspolitik erfolgreich ist. Wenn diese Zeichen auftreten, wird die nächste Bewegung der Zinssätze nach unten erfolgen. In dieser Situation möchten Investoren Wertpapiere mit längeren Laufzeiten kaufen, um die aktuellen höheren Zinssätze zu garantieren, bevor die erwartete Senkung der Sätze auftritt. Der Preis der Wertpapiere mit längeren Laufzeiten wird daher ansteigen und die Renditen zum Sinken bringen. Andererseits werden Emittenten versuchen, die aktuellen höheren Sätze so lang wie möglich zu bezahlen, um die niedrigeren langfristigen Zinssätze zu nutzen, die bald kommen werden. Sie werden also, wenn überhaupt, Emissionen mit kürzeren Laufzeiten anbieten und die Investoren mit einer relativ hohen Rendite anziehen.
Dieses Szenario, das von relativ positiven Prognosen zur zukünftigen Unternehmenslage untermauert wird, führt zu einer inversen Renditekurve. Die Kurve ist jetzt negativ geneigt und zeigt höhere Sätze am kurzen Ende der Kurve und niedrigere Sätze für Anleihen mit längerer Laufzeit.
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